Hrsg.: Gisela Bender und Stefan Voit
Die Gedichte stehen zwischen den Zeilen

Stimmen zum Buch
»Lieber Jürgen,
gerade habe ich intensiv in Deinem und Kevin Coynes neuen Buch "Die Gedichte stehen zwischen den Zeilen" gelesen. Und ich muss sagen: Du hast Dich als Lyriker grandios entwickelt, alle Achtung!
Einmal, vor vielen Jahren, als Du bereits als Bildender Künstler gearbeitet hast, fragtest Du mich, ob Du es eventuell auch mit dem Schreiben versuchen solltest. Dann hast Du's getan, und das war richtig, sehr richtig. Denn jetzt gelingen Dir solch meisterliche Schreibkunststücke wie etwa die letzte Strophe aus Deinem Gedicht "Heute sah ich Prinzessin Agnessa", die ich hier mit Begeisterung zitiere:
"Dabei war mir zuerst, als flöge Geschwirre
ein überflüssig sirrendes Flügelstechvieh
doch Schönheit kleidet sich in seidenen Faden
nicht in harten Chitinpanzer, nein nie!
Ein lindgrünes Zärtlein bedeckt Ihro Gnaden"
Herzlich, dein Freund und Kollege Manfred«
»Malerpoet Jürgen Huber lässt den Künstler wieder „aus der Haft“«
Oliver Jung-Kostick, Autor, Lektor, Maler und Fotograf
publiziert auf Facebook, 22.07.2021
Das Buch
Gute Texte sind was Feines. Gute Zeichnungen auch. Ganz besonders fein, wenn ein Mensch beides kann. Noch feiner, wenn sich zwei Menschen finden, die beides können und die befinden, ihr Werk sei kompatibel. Jürgen Huber, Regensburger Künstler und Autor („Hiobertus“) und Kevin Coyne, der berühmte Indie Singer-Songwriter, sind so ein Beispiel einer glücklichen Künstlerpaarung.
Die Texte
„Die Gedichte stehen zwischen den Zeilen“ heißt das Werk, das sie zusammen veröffentlichen, der Titel irgendwie augenzwinkernde Warnung, dass das Eigentliche erst bei sorgfältiger Lektüre gefunden werden könne, also zwischen den Zeilen, nicht wie bei den meisten Büchern in den Zeilen. Man möge bitte erst quengeln und reklamieren, wenn man es probiert habe, sie dort zu finden. Eins ist gewiss: Wer’s versemmelt, weiß dann, dass er selbst schuld ist.
Und tatsächlich ließ mich dieses Werk zweier Künstler, die mich beide in beiden Disziplinen überzeugen, zunächst etwas ratlos zurück. Wo waren die Gedichte denn nun? In den Zeilen nicht so sehr, nicht so oft, da nicht unbedingt von beiden konsequent gereimt wurde. Also zwischen den Zeilen, wie der Titel ja schon sagte? – Da fand ich sie auch nicht. Vielleicht, weil mich nach dem x-ten Wiederlesen die vordergründig im Buch vorhandenen Texte zu faszinieren begannen und ich aufhörte, weiterzusuchen ... Mein Scheitern beim Aufspüren des „Dazwischen“ konnte ich also gut verkraften, vor allem, da ich eh nicht auf Gereimtes stehe.
Wer meine eigenen Werke kennt, weiß, dass ich wesentlich von Expressionismus und Dadaismus beeinflusst wurde und mein schriftstellerischer Durchbruch erfolgte, als ich mich traute, formal mehr in Richtung Kurzprosa/Prosagedicht zu gehen. Eben dieser Gestus findet sich in „Die Gedichte stehen zwischen den Zeilen“ auch, wobei ich nach und nach den Eindruck gewann, zwei ausgemachten literarischen Schlitzohren auf den Leim gegangen zu sein. Inzwischen bezichtige ich beide einer raffiniert inszenierten Einfachheit. Wie oft habe ich gedacht: „Da kommt jetzt noch was, oder?“ – und dann kam nichts mehr … Musste es aber auch nicht, da die Leserschaft das (womöglich) Fehlende selbst zu ergänzen hat. Huber und Coyne machen uns zu Komplizen, da sie sich konsequentem Verdichten verweigern. Den Sack müssen andere zumachen.
Dabei ist Coyne formal der ungezügeltere Dichter von beiden, die letzten Zeilen sind oft ein Sprungbrett ins Unbekannte. Huber dagegen täuscht oft vor, ein „konventionelles“ Gedicht servieren zu wollen, aber dann verliert er mittendrin (vielleicht) die Lust dazu. Beide bürsten mich jedenfalls als Leser immer wieder gegen den Strich, verhindern, dass ich ein wohlgeformtes Stück Poesie konsumiere, ohne selbst etwas tun zu müssen.
Trotzdem hatte ich nicht eine Sekunde den Eindruck, mit schlampiger Handwerkskunst konfrontiert zu werden – und dann wäre ich ja auch durch den Titel schon gewarnt gewesen, dass mich kein 08/15-Werk erwartet, oder?
Die Bilder
Großartig, einfach nur großartig! Wie schon bei den Bildern Jürgen Hubers, deren Fan ich seit Jahren bin, hatte ich speziell bei Kevin Coynes Beiträgen große Lust, neue Texte und Geschichten zu schreiben. Auch hier regiert eine kunstvoll inszenierte Einfachheit – und Einfachheit kann sich auch in der Kunst nur leisten, wer etwas zu sagen hat. Da ist so viel berechtigtes Selbstvertrauen in den Arbeiten beider Künstler, mit dem sie ihre unprätentiösen, fantasievollen, anrührenden, überraschend kindlichen (einer bewahrten Kindlichkeit zu verdankenden) Werke präsentieren, dass sie sowohl zur Interpretation einladen wie diese erschweren. Gut gefiel mir auch, dass die bildnerischen Teile nicht bloße Illustrationen der Texte beziehungsweise vice versa sind. Sie stehen für sich selbst, könnten auch ohne die Texte funktionieren und diese ohne sie. Die besten Bücher mit Bildern sind ohnehin jene, bei denen das Ganze mehr als die Summe seiner Teile ist …
Ich werde jedenfalls nicht müde, die Bilder zu betrachten und dem nachzuspüren, was sie in mir auslösen. Sie machen mir sogar Lust, endlich wieder selbst zu zeichnen und zu malen …
Der Satz
Ganz besonders gefreut hat mich die typografische Gestaltung des Buches (Holger W. John). Coynes englische Werke und deren deutschen Übersetzungen sind schon an der Überschrift erkennbar; auch Jürgen Huber bekam seine eigenen. Wenn man sich jetzt noch vergegenwärtigt, dass grafische Arbeiten von zwei Künstlern im Buch sind, hätte dies ein gestalterisches Durcheinander allererster Kajüte werden können – wurde es aber nicht. Inhaltlich wie gestalterisch ist eine runde Sache dabei herausgekommen.
Auch der Druck ist wunderbar – das tiefe, satte Schwarz und das haptisch angenehme Papier machen Text und Bild gut wahrnehmbar (ein gewisser Internetriese mit seinen im wahrsten Sinne des Wortes GRAUenhaften Druckqualitäten könnte sich hiervon mal ne Scheibe abschneiden …).
„Die Gedichte stehen zwischen den Zeilen“ begleitet mich nun seit Monaten auf Reisen und ins Café. Ich bin noch lange nicht fertig mit diesem Buch und kann neugierige, text- und bildinteressierte Menschen nur ermuntern, sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen.
Hrsg.: Gisela Bender & Jürgen Huber
Rrrr...

Gerd Burger, Elizabeta Kostadinovska, Gerhard Hecht, Lisa Weichart,
Jürgen Schönleber, Marcus Spangenberg, Sabine Neumann, Jörg Viertlbauer,
Barbara Krohn - plus 10 Illustrationen von Jürgen Huber.
Die fröhlichen Gesichter täuschen nicht: Einer charmanten Einführung der Verlegerin Gisela Bender folgten zum Schmunzeln und zugleich zum Nachdenken anregende Beiträge über unser Selbstverständnis - als Regensburger - und zwar in durchaus unterschiedlicher Art. Viele Wege führen nach Rrrr.

»Rrrr...« in der Presse
»Gisela Bender, Jürgen Huber (Hrsg.): Rrrr... Giselaverlag, 18 EUR, giselaverlag.de«
»LITERATUR-TIPPS Buchbesprechungen
Von Christine Riedl-Valder / Redaktion Kunst-Literatour«
Jürgen Huber
Hiobertus. Ein Roman. Zum Meer
